The Pursuit of Musick
m CADENZAS
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Quantz, 1752: J. J. Quantz, Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen (Berlin, 1752/R1988), 152 (ch.xv, §2)
‘Ich handele hier von derjenigen willkürlichen Auszierung, welche von einer concertirenden Stimme, beim Schlusse des Stücks, über der vorletzten Note der Grundstimme, nämlich über der Quinte der Tonart woraus das Stück geht, nach dem freyen Sinne und Gefallen des Ausführers, gemachet wird.’ • ‘Die sicherste Nachricht die man vom Ursprunge der Cadenzen geben könnte, ist diese, daß man einige Jahre vor dem Ende des vorigen Jahrhunderts, und die ersten zehn Jahre des itzigen, den Schluß einer concertirenden Stimme, durch eine kleine Passagie, über dem fortgehenden Basse, und durch einen daran gehengeten guten Triller gemacht hat: daß aber ohngefähr zwischen 1710. und 1716.’
Vivaldi, 1715: Johann Friedrich von Uffenbach (4 Feb., 1715); E. Preußner, Die musikalischen Reisen des Herrn von Uffenbach (1949), 67
‘gegen das ende [seiner Oper] spielte der vivaldi ein accompagnement solo, admirabel, woran er zu letzt eine phantasie anhing die mich recht erschrecket, denn dergleichen ohnmöglich so jemahls ist gespielt worden noh kann gespiehlet werden, denn er kahm mit den Fingern nur einen strohhalm breit an den steg daß der bogen keinen plaz hatte, und das auf allen 4 saiten mit Fugen und einer geschwindigkeit die unglaublich ist, er surprenierte damit jedermann, allein daß ich sagen soll daß es mich charmirt das kan ich nicht thun weil es nicht so angenehm zu hören, als es künstlich gemacht war.’
Tosi, 1723: Pier Francesco Tosi, Osservazioni sopra il canto figurato (Bologna, 1723/R1968), trans. as Observations on the Florid Song by J. E. Galliard (London, 1742, 2/1743/R1969) i) 128–9 (ch.8, §5) ii) 136–7 (ch.8, §14)
Faustina Bordoni, 1724: Jan Alensoon, ‘Dag-register van een korte Reijs door eenige gedeeltens von Vrankrijk, Italie, Switserland ende Duijtschland ... geddan in de jaaren 1723 en 1724’ (MS); K. Vlaardingerbroek, ‘Faustina Bordoni Applauds Jan Alensoon: a Dutch Music-lover in Italy and France in 1723–4’, ML 72 (1991), 546
‘eeven voor de laatste cadents soowel van het eerste als van het tweede deel van eer Air rekt sij de maat en maakt seer heerlijke passagies: het maaken van passages of agrementen bij de laatste cadentsen is in Italie seer gebruijkelijk, dog het is ieder niet gegeeven de selve wel uijt te voeren.’
Farinelli, 1720s: Charles Burney, 1770; Dr Burney’s Musical Tours in Europe, ed. P. A. Scholes (1959), i, 153
Mattheson, 1739: Johann Mattheson, Der vollkommene Capellmeister (Hamburg, 1739/R1954), 87–8
‘Die Welschen Ton=Meister nehmen gar öffters Gelegenheit, ihre Einfälle solcher Gestalt an den Mann zu bringen, und sich dieses Styls, zum besondern Vergnügen der Kenner, zu bedienen; es sey daß die Fantasie wircklich zu Papier gebracht werde, und man also dem Sänger oder Instrumenten=Spieler die Mühe erleichtert; oder, welches allemahl besser, daß der Componist weiter nichts dabey thue, als den bequemen Ort und die rechte Stelle zu bemercken, wo dergleichen freie Gedancken, nach eigenem Belieben, angebracht werden können. Gemeiniglich geschiehet solches bey einem Schlusse, es sey am Ende, oder sonst irgendwo. Aber es gehören tüchtige Köpffe dazu, die voller Erfindungen stecken, und allerhand Figuren (bisweilen mehr als gar zu) reich sind.’
Charles de Brosses, 1740: Le président de Brosses en Italie: lettres familières écrites d’Italie (Paris, 1861), ii, 382
‘On admire ici les cadences ou points d’orgue, qui se font à la finale de chaque air dans les solos. Pour moi, ils ne me plaisent point du tout, outre qu’ils sont trop fréquents, ils disent toujours la même chose. J’ai envie de rire quand je vois un gros châtré se renfler comme un ballon, pour faire du haut en bas de sa voix pendant un demi-quart d’heure, sans reprendre haleine, vingt roulemens les uns sur les autres.’
Handel, 1741–2: Charles Burney, An Account of the Musical Performances in Westminster Abbey … (London, 1785), 27 n
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Quantz, 1752: J. J. Quantz, Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen (Berlin, 1752/R1988), 156 (ch.15, §17, §16)
‘Die Cadenzen für eine Singstimme oder ein Blasinstrument müssen so beschaffen seyn, daß sie in einem Athem gemachet werden können. Ein Seyteninstrumentist kann sie so lang machen, als ihm beliebet; sofern er anders reich an Erfindung ist. Doch erlanget er mehr Vortheil durch eine billige Kürze, als durch eine verdrüßliche Länge.’
C. P. E. Bach, 1753: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen, i (Berlin, 1753/R1957), 113 (ch.2, sec.ix, (§3) §4)
(‘Fermaten ... über der vorletzten Note, oder über der letzten Note des Basses’) ‘findet man gemeiniglich in langsamen und affecktuösen Stücken, und müssen verziert werden, oder man fällt in den Fehler der Einfalt. Es können also allenfals bey den übrigen Stellen eines Stückes eher weitläuftigere Manieren gemisset werden als hier.’
Marpurg, 1754: Friedrich Wilhelm Marpurg, Historisch-kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik, i, Pt 1 (Berlin, 1754), 16
‘{aber} ehe sie stirbet, so nimmt sie noch einmahl alle ihre Kräfte bey einer Cadenz zusammen, vermittelst welcher sich das Herz von seiner Mattigkeit erhohlet, und sie sich in den Stand setzet, die ersten Versicherungen, die sie ihrem Geliebten von ihrer gerechten Furcht gab, in dem Dacapo zu wiederholen.’
J. F. Agricola, 1757: Johann Friedrich Agricola, Anleitung zur Singekunst (Berlin, 1757), 195
‘In den alten Zeiten wurden die Hauptschlüsse welche man in eigentlichem Verstande Cadenzen nennet, nur so ausgeführet, wie sie, dem Tacte gemäß, geschrieben werden. Auf der mittelsten Note wurde ein Triller gemacht. Hernach fieng man an, auf der Note vor dem Triller eine kleine willkührliche Auszierung anzubringen; wenn nämlich, ohne den Tact aufzuhalten, Zeit dazu war. Darauf fieng man an den letzten Tact der Singstimme langsamer zu singen, und sich etwas aufzuhalten. Endlich suchte man diese Aufhalten durch allerhand willkührliche Passagien, Läufe, Ziehungen, Sprünge, kurz, was nur für Figuren der Stimme auszuführen möglich sind, auszuschmücken. Diese sind nun noch heutiges Tages üblich: und werden itzo Vorzugeweise Cadenzen genennet. Sie sollen zwischen den Jahren 1710 und 1716 ihren Ursprung genommen haben.’
Marpurg, 1760: Friedrich Wilhelm Marpurg, Kritische Briefe über die Tonkunst (19 Apr. 1760), (Berlin, 1760–4/R1973), i, 347
‘doch sagte er [/‘mein Führer’] mir noch, daß ich mich nicht wundern sollte, wenn ich von ihren Sängern keine Cadenzen hören würde: denn diesen musikalischen Unsinn hätte der Mißbrauch bey ihnen längst ekelhaft gemacht. Nur sehr selten, wenn der Sänger recht von seinem Affecte durchdrungen wäre, ließe er vor dem Schlusse der Arie etwann noch ein solches Inpromtü fliegen; dieses wäre aber gemeiniglich sehr schön, und zeigte, daß es aus Empfindung herrührte.’
C.P.E. Bach, 1762: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen: Zweyter Theil (Berlin, 1762), 261 (ch.30, §5)
‘Zuweilen fehlet es dem Ausführer der Hauptstimme an der Disposition, sich bey der Cadenz aufzuhalten, ohngeacht ein Ruhezeichen über der Grundnote stehet; er pfleget dieses alsdenn seinen Begleitern durch eine Bewegung mit dem Kopfe, oder mit dem Leibe zu verstehen zu geben. Wenn der Accompagnist dieses merket, so schläget er, statt einer auszuhaltenden Grundnote lauter solche kurze Noten an, dergleichen vorhergegangen sind, damit die gute Ordnung erhalten werde, und die übrigen Musiker den Fortgang im Tempo ohne Aufhaltung deutlich hören:’ [mus. ex.]
Burney, 1770: Charles Burney, 1770; Dr Burney’s Musical Tours in Europe, ed. P. A. Scholes (1959), i
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